Freigänger oder Wohnungskatze?

Will ich Freigänger oder Wohnungskatze?

“Eine Katze die artgerecht gehalten wird, gehört nach draußen!” Diese oder ähnliche Antworten haben wir alle bestimmt schon einmal zu hören bekommen. Bei Katzen die in der Stadt leben, folgt dann noch, meistens mit wehmütigem Unterton, der Zusatz: “Freigänger? Ja, aber in der Stadt geht das leider nicht …”

Hier scheiden sich auch schon die Geister, und es lässt sich schon der große Unterschied erkennen, der bei der Katzenhaltung immer wieder gemacht wird. Auf der einen Seite gibt es die Stadt- oder Wohnungskatzen – die ja leider drinnen bleiben müssen – und auf der anderen Seite die Katzen, die auf dem Land leben, und ihre “Freiheit” in vollen Zügen genießen können.

Aber was ist dran an diesen Klischees? Was ist jetzt wirklich die bessere Haltungsform? Freigänger oder Wohnungskatze?

Ich möchte das hier jetzt mal, aus meiner ganz persönlichen Sicht, und mit meinen Erfahrungen, etwas näher betrachten!

Freigänger oder Wohungskatze; Katzen auf dem Feld

Sehen wir uns zu erst die Gefahren an!

Der Straßenverkehr:

Dass der uneingeschränkte Freigang, auch auf dem Land, viele Gefahren für die Katzen birgt, ist Fakt, und dürfte jedem klar sein. Ich behaupte jetzt mal, dass jeder von uns jemanden kennt oder von jemandem gehört hat, dessen Katze überfahren worden ist. Somit stellt der Straßenverkehr die wohl größte Gefahr dar.

Während das für Stadtkatzen noch durchaus nachvollziehbar erscheint – immerhin gibt es in der Stadt sehr viel mehr Verkehr als im ländlichen Raum – wird bei Landkatzen oft folgendermaßen argumentiert: “Hier fahren nicht so viele Autos, da ist das schon okay.”

Für mich zählt dieses Argument aber leider nicht. Autos sind in der Welt von Katzen nämlich überhaupt nicht vorgesehen. Eine Katze kann nicht abschätzen, wie schnell sich so ein Auto bewegt bzw. nähert, und ob nun tatsächlich noch genügend Zeit bleibt, um über die Straße zu laufen. Folglich ist auch der Straßenverkehr die häufigste Todesursache bei Freigängern.

Und dass der Straßenverkehr für Katzen gefährlich ist, ändert sich auch dann nicht, wenn man hier so etwas wie eine Wahrscheinlichkeitsrechnung betreibt, etwa im Sinne von: “Hier fahren nur drei Autos am Tag durch.”

Wenn die Katze von einem dieser drei Autos angefahren oder gar überfahren wird, hat sich diese Wahrscheinlichkeitsrechnung ad absurdum geführt.

Weitere Gefahren für die Katze:

Aber natürlich gibt es außer dem Straßenverkehr noch viele andere Gefahren, denen Freigänger Katzen tagtäglich ausgesetzt sind. Gerade für Katzen am Land sind hier landwirtschaftliche Maschinen zu nennen. Ich weiß von einem einen unglaublich lieben Kater, der nach einem Unfall mit einer Mähmaschine nur mehr auf drei Beinen durchs Leben humpeln kann. Und gerade für Katzen, für die Springen und Klettern so wichtig sind, ist das natürlich ein ziemlicher Einschnitt in die Lebensqualität, auch wenn sie sich recht schnell an die neuen Gegebenheiten anpassen können.

Und dann auch noch diese Gefahren:

Dann wäre noch auf Vergiftungen durch Rattengift und Ähnlichem zu verweisen, aber auch die auf Feldern eingesetzten Spritzmittel können zu Erkrankungen wie beispielsweise Hautausschlägen, Durchfall etc. führen. Ebenso könnten Katzen in der Umgebung verdorbene Lebensmittel zu sich nehmen und krank werden.

Ein weiteres, nicht unwesentliches, Gefahrenpotenzial bieten auch die Kämpfe mit Artgenossen, aber auch mit anderen Tieren. Abgesehen von Hunden, sind hier auch Marder und Füchse sehr gefährlich. Wird die Katze bei solchen Kämpfen verletzt, kann sie – neben der Verletzung –  auch schnell mit etwaigen Krankheiten angesteckt werden.

Auch ein Abschuss durch einen Jäger, was leider immer wieder vorkommt, kann das Leben einer Katze vorschnell beenden, und das leider durchaus legal. Eine Katze, die mehr als 300 Meter von Wohngebäuden entfernt herumstreift, darf abgeschossen werden. Da man für Katzenreviere von mindestens 500 Metern im Radius ausgehen kann, ist dieser Wert natürlich schnell überschritten.

Und last but not least, der Mensch:

Den Menschen darf man bei den Gefahren ruhigen Gewissens dazuzählen. Es gibt, wie man leider immer wieder lesen muss, genügend Menschen – wobei ich diesen Ausdruck für solche Individuen eigentlich unangebracht finde – welchen es Spaß oder sogar Lust bereitet Tiere zu Quälen usw.

Kostenvergleich Freigänger vs. Wohnungskatze

Wir hören es nicht gerne, gerade wenn es um unsere Tiere geht, aber dennoch spielt es eine Rolle, das liebe Geld. Leider landen Freigänger nach Unfällen oft im Tierheim, weil sich die Halter die Behandlungskosten nicht leisten können. Oder das Tier wird eingeschläfert, weil das billiger als eine Behandlung ist.

Freigänger benötigen zum Beispiel auch regelmäßig die empfohlenen Impfungen. Da sie im Freigang auch ihrem Jagdtrieb nachgehen, und natürlich dementsprechend Beutetiere verzehren, sollten sie natürlich auch mehrmals jährlich entwurmt werden. Selbstverständlich sollte man Freigänger auch mit einem geeigneten Präparat vor Zecken, Flöhen und anderen Parasiten schützen!

So oder so, eine Katze im Freigang kostet mehr Geld, als dies eine Katze in der Wohnungshaltung für gewöhnlich tun würde.

Freigänger oder Wohnungskatze - Katze im-Dickicht

Was aber sind die Alternativen

Selbstverständlich steht es allen Katzenbesitzern frei, ihre Katze als Freigänger oder Wohnungskatze zu halten. Und trotzdem, sind vielen die Gefahren oft nicht klar, denen sie ihre Katze als Freigänger aussetzen, weswegen ich auch alternative Haltungsweisen erwähnen möchte.

Bei Stadt- beziehungsweise Wohnungskatzen ist die Alternative natürlich klar. Diese lautet: reine Wohnungshaltung. Viele schrecken davor zurück, weil sich die eingangs erwähnte Aussage hartnäckig hält. Doch viele Katzen genießen eine Haltung in der Wohnung geradezu. Ich weiß von ehemaligen Freigängern, die nun in einer Wohnung leben und gar nicht mehr nach draußen wollen.

Ein gutes Beispiel

Dieses Beispiel zeigt, dass man auch Freigänger an ein Leben in der Wohnung gewöhnen kann. Das funktioniert natürlich nicht nach dem Motto: “Ab heute bleibt die Tür zu!” Da sind Probleme vorprogrammiert. Aber wenn du deiner Katze genug Abwechslung bietest, etwa mit einem Sozialpartner derselben Art, Kratzbäumen aus Baumstämmen, längeren Spieleinheiten und ein paar “Mitbringseln” aus der Natur (Federn, Laub, etc.), oder interessantem Spielzeug, ist eine Umstellung oftmals kein Problem.

Man kann reinen Wohnungskatzen, wenn man das möchte, auch einen Katzenbalkon anbieten. Dieser wird einfach ins Fenster montiert, und schon kann die Katze frische Luft und Aussicht genießen. Hat man aber einen richtigen Balkon, so kann dieser, wie ein Außengehege, katzensicher gemacht werden und die Katze kann dem Treiben von oben zusehen.

Haus oder Wohnung mit Garten

Verfügt man über ein Haus oder eine Wohnung im Erdgeschoß mit Garten – unabhängig davon, ob man in der Stadt oder auf dem Land lebt, so kann der Katze ein gesicherter Freigang in Form eines Katzengeheges ermöglicht werden. Das bedeutet nichts anderes, als dass der Garten, oder ein Teil davon, mit einem Zaun gesichert wird, den die Katze nicht überwinden kann. Das ist eine sehr gute Möglichkeit, die Katze nach draußen zu lassen, ohne sie den Gefahren des uneingeschränkten Freiganges auszusetzen.

Es gibt mittlerweile viele Profis, die Katzenzäune anbieten. Handwerklich Geschickte können auch selbst einen Zaun oder ein Katzengehege bauen oder einen bestehenden Zaun katzensicher umrüsten. Wichtig ist dabei aber, darauf zu achten, dass die Zwischenräume im Zaun auch wirklich so klein sind, dass die Katze nicht durchpasst.

Es empfiehlt sich aber überhaupt ein sehr feinmaschiger Zaun, da Katzen sich durch die kleinste Lücke zwängen können, wenn sie wollen. Auch muss der Zaun hoch genug sein, um ein Überspringen zu verhindern. Weiters sollte der obere Teil des Zaunes nach innen geneigt sein oder mit einem Netz oben verschlossen werden. Das verhindert, dass die Katze nach draußen klettert, da Katzen nicht kopfüber klettern.

Freigänger oder Wohnungskatze; Katze auf einem Holzzaun

Freigang – ein Muss?

Zurück zur eingangs gestellten Frage.

Freigänger oder Wohnungskatze? Ist also Freigang für Katzen also ein Muss?

Nein, ganz im Gegenteil. Es ist eine Tatsache, dass Freigänger sehr viel kürzer leben als ihre Artgenossen in der Wohnung beziehungsweise im gesicherten Freigang. Das ist schon einmal einer der Hauptgründe, warum ich persönlich meinen Katzen keinen uneingeschränkten Freigang gewähren würde, egal wo ich lebe.

Als Katzenhalter fühle ich mich der Sicherheit meiner Schützlinge verpflichtet. Es können auch ehemalige Freigänger mit ein wenig Planung und gutem Willen seitens des Halters an ein Leben drinnen beziehungsweise im gesicherten Freigang gewöhnt werden. Nach ein paar Wochen haben sich die Katzen meistens problemlos angepasst.

Natürlich hat eine Haltung im uneingeschränkten Freigang Vorteile:

Freigänger können alleine gehalten werden und brauchen eine weniger intensive Beschäftigung als Wohnungskatzen.

Die Nachteile liegen aber in der kürzeren Lebenserwartung und eventuell höheren Tierarztkosten aufgrund von Verletzungen und Krankheiten.

Doch ebenso kann man Vor- und Nachteile für Wohnungshaltung und gesicherten Freigang anführen.

Die Vorteile liegen in der längeren Lebenserwartung der Katze und dass sehr hohe Behandlungskosten aufgrund von Verletzungen dem Halter meistens erspart bleiben.

Nachteile sind, dass eine Wohnungskatze nie alleine gehalten werden sollte, sondern immer mindestens zu zweit, was ein wenig höhere Haltungskosten mit sich bringt. Und natürlich muss man sich mit reinen Wohnungskatzen intensiver beschäftigen. Wenn ich mir eine Katze nehme, sollte mich aber der Zeitaufwand nicht stören.

Letztendlich entscheiden aber alle Katzenhalter selbst, ob sie ihre Katze als Freigänger oder Wohnungskatze halten wollen.

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