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Entwurmung der Katze
Wenn es um die Entwurmung der Katze geht, kommt es in den sozialen Medien, besonders in diversen Facebook-Gruppen immer wieder zu wilden und oft sogar beleidigenden Diskussionen. Viele Katzenhalter sprechen sich, derzeit angespornt von einem Artikel den man unter „Der Wurmkur Irrtum“ im Netz finden kann, gegen eine regelmäßige bzw. strategische Entwurmung der Katze, ohne vorherige Kotuntersuchung, aus.
Dies steht jedoch in krassem Gegensatz zu den Richtlinien des ESCCAP (European Council Companion Animal Parasites), also wahren Experten in Sachen Parasiten.
Auch unter Tiermedizinern ist die Diskussion über die Entwurmung der Katze wieder neu aufgeflammt. So gibt es etwa zwei hoch angesehene Professoren, die ebenfalls der Meinung sind, dass man eine Katze nur dann entwurmen sollte, wenn der Wurmbefall durch eine Kotuntersuchung belegt ist.
Andererseits gibt jedoch, ebenfalls hoch angesehene Universitätsprofessoren, die mit nicht weniger guten Argumenten dagegenhalten. Es dürfte in dieser Frage also nicht wirklich ein Richtig oder Falsch geben.
Entwurmen oder nicht entwurmen? Das ist jetzt die Frage!
Damit du aber für Ihre Katze die richtige Wahl treffen kannst, sollten wir der Sache einmal logisch und systematisch auf den Grund gehen.
Fakt ist, dass eine Entwurmung der Katze, anders als eine Impfung, keine prophylaktische Wirkung hat. Bei der Entwurmung der Katze werden nur die im Moment der Anwendung im Körper vorhandenen Würmer beseitigt.
Theoretisch kann sich die Katze schon am nächsten Tag wieder mit Würmern anstecken. Ist das geschehen, beginnt die sogenannte Präpatenzzeit, das ist die Zeit, die es braucht, bis die Katze selbst infektiöse Wurmstadien auszuscheiden beginnt und anderen Tieren sowie uns Menschen gefährlich werden kann.
Während dieser Zeit besteht im Allgemeinen aber noch keine Gefahr einer Ansteckung durch die infizierte Katze.
Betrachten wir einmal einige Argumente gegen das strategische Entwurmen einer Katze:
„Eine Wurmkur hat keine prophylaktische Wirkung!“
Stimmt!
„Was folglich also bedeutet: Ist die Katze wurmfrei und wird entwurmt, bringt die Wurmkur nichts und ist somit vollkommen unnötig.“
Stimmt auch!
„Also kann man daraus schließen, dass eine Wurmkur erst dann Sinn macht (und ansonsten gar nicht), wenn die Katze Würmer hat!“
Stimmt eigentlich auch! Aber….
„Wir empfehlen daher dringend: Keine Entwurmung ohne positiven Befund einer Kotuntersuchung!“
Stimmt in gewisser Weise auch! Aber….
Die letzten beiden Punkte sind bei vielen Veterinärmedizinern mittlerweile sehr umstritten.
Warum das?
- Kotuntersuchungen sind mit den derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln nur wirklich treffsicher, wenn eine über drei Tage gesammelte Kotprobe zur Untersuchung gebracht wird. Diese sollte aber von parasitologisch geschultem Personal, das weiß was es macht, gesammelt werden.
- Wird bei dem Argument, dass man ohne einen positiven Befund einer Kotprobe nicht entwurmen soll, ein äußerst wichtiger Punkt nicht berücksichtigt – nämlich die bereits erwähnte Präpatenzzeit. Diese Zeitspanne beträgt 61 Tage. Nimmt man jetzt einmal an, dass sich die Katze an Tag 1 mit Würmern infiziert hat deren Präpatenzzeit 61 Tage beträgt. Und nehmen wir weiter an, dass an den Tagen 57, 58 und 59 nach der Infektion eine korrekt durchgeführte Kotprobe untersucht wird, dann wird diese einen negativen Befund zur Folge haben und es liegt laut Befund kein Wurmbefall vor. Der nächste Termin für eine Kotuntersuchung wird für drei Monate später ausgemacht. In der Zwischenzeit schläft die Katze mit Ihnen im selben Bett, kuschelt mit Ihnen und Ihren Kindern usw. Jedoch ist so, dass die Katze zwei Tage nach dem negativen Wurmbefund damit beginnt infektiöse Wurmstadien auszuscheiden, und zwar für die nächsten 3 Monate, ohne dass es jemandem auffallen wird.
Strategische oder prophylaktische Entwurmung der Katze
Wenn wir die oben beschriebenen Punkte jetzt mit dem ungünstigsten Fall einer strategischen Entwurmung vergleichen, sieht das so aus:
Die Katze wird entwurmt, aber infiziert sich gleich am nächsten Tag mit denselben Würmern wie oben. Wie oben bereits geschrieben, dauert es dann 61 Tage bis die Katze damit beginnt infektiöse Wurmstadien auszuscheiden. Bleiben ca. 30 Tage in welchen die Katze infektiös ist und das nächste Mal entwurmt wird und die Würmer getötet werden. Das ist zwar auch nicht das Gelbe vom Ei, aber wesentlich kürzer als bei der obigen Methode.
Kotproben
Die oft gelesene Argumentation, dass immer mehr Tierärzte eine vorherige Kotprobe empfehlen würden, kann nach Aussage unsere Tierarztes, nicht bestätigt werden. Im Gegenteil, früher wurden in seiner Praxis um einiges mehr Kotuntersuchungen durchgeführt als heute.
Immer mehr Tierärzte werden von den Parasitologen, nicht zuletzt aus Gründen der Menschlichen Gesundheit, zu einer strategischen Entwurmung der Katze in fixen Zeitabständen gedrängt. Ebenso unsinnig wie absurd, sind Aussagen, dass eine gesunde wurmfreie Katze dem Tierarzt ja kein Geld bringen würde und somit schlecht fürs Geschäft ist.
Toll für den Tierarzt – schlecht für die Geldbörse
Denn, für einen Tierarzt könnte es eigentlich ja nichts Besseres geben, als dass alle Katzenbesitzer ab sofort auf regelmäßige Kotuntersuchungen setzen. Betrachten wir das ganze mal von der finanziellen Seite. Eine Wurmkur für die Entwurmung der Katze kostet, je nach Mittel, zwischen fünf und zehn Euro. Also nicht wirklich die Welt!
Eine Kotuntersuchung, korrekt durchgeführt über drei Tage, inklusive Aufbereitung, bekommt man kaum unter 30 Euro. Für den Umsatz schon einiges besser! Ist dann auch noch ein Wurmbefall nachgewiesen, kommen die Kosten für die Entwurmung natürlich auch noch dazu!
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Wurmkuren bei Katzen:
Trotzdem du diverse Wurmkuren in Reformhäusern bzw. Drogerien auch ohne Rezept kaufen kannst, und einige sogar online zu beziehen sind, würde ich dir dringend empfehlen, sich geeignete Mittel vom Tierarzt zu holen bzw. verschreiben zu lassen.
Die Entwurmung der Katze sollte immer unter veterinärmediziniescher Aufsicht erfolgen. Selbst wenn du die Mittel zur Entwurmung der Katze richtig anwendest, bleibt ein gewisses Risiko einer eventuell zu geringen oder zu hohen Dosierung der Wurmkur.
Das kann unter Umständen zu erheblichen gesundheitlichen Schäden bei der Katze führen. Sollte die Dosierung zu niedrig ausfallen, kann es sogar zu einer Resistenzbildung der Würmer gegenüber der verabreichten Wurmkur kommen.
Piperazin-Salze und Profender®!
Hier wurden bei Katzen häufig folgende Nebenwirkungen beobachtet:
- allgemein mattes, desinteressiertes Verhalten
- Muskelschwäche
- Krämpfe
- unkoordinierte Bewegungen
- Erbrechen
- Zittern
Bei Katzenwelpen unter acht Wochen darf Profender® nicht verabreicht werden!
Auch darf bei der Entwurmung der Katze Profender® niemals mit Milbemax® in Kombination gegeben werden. Hier kann es zu sehr gefährlichen Wechselwirkungen der beiden Medikamente kommen!
Welchen Aufwand möchtest du für die Entwurmung der Katze betreiben?
Letztendlich ist es jedoch deine Entscheidung welchen Aufwand du bereit bist auf dich zu nehmen. Bist du dazu bereit, dir bei einer Freigängerkatze alle 4 Wochen eine korrekt durchgeführte Kotuntersuchung zu leisten?
Ich befürchte, dass es nicht viele Katzenhalter gibt, die bereit sind das organisatorisch und finanziell auf sich zu nehmen! Womit dann schlussendlich die parasitären Erkrankungen auch beim Menschen, und hier insbesondere bei Kindern, zunehmen würden!
Man sollte auch nicht vergessen, dass manche Wurmarten wie der dreigliedrige Fuchs- und Katzenbandwurm (Echinococcus multilocularis) für Menschen sogar lebensbedrohlich werden können. Auch Spulwürmer können, besonders bei Kindern, großen, ja sogar irreparablen Schaden anrichten.
Die Entscheidung liegt natürlich letztendlich bei dir welchen Aufwand du für die Entwurmung der Katze betreiben möchtest!
- Wieviel bist du bereit auszugeben?
- Wieviel bist du bereit für die Gesundheit deiner Familie und deines Haustieres zu riskieren?
- Wie viele „unnötige“ Entwurmungen willst du deinem Tier im Laufe seines Lebens zumuten?
- Ist eine Entwurmung wirklich derart giftig für mein Tier wie es die Gegner glaubhaft machen wollen?
- Hast du schon einmal andere Nebenwirkungen einer Entwurmung an deiner Katze beobachtet als ein eventuelles einmaliges Erbrechen oder kurzzeitigen Durchfall?
- Und hast du schon einmal darüber nachgedacht, warum die Lebenserwartung Katze und Hund ständig steigt? Und dass trotz der immer wiederkehrenden „Vergiftung“ durch strategische Wurmkuren!
Deine Entscheidung
Die Entscheidung liegt, wie oben erwähnt, schlussendlich bei dir. Wir selbst, entwurmen unsere Katzen und den Hund (der sich hin und wieder auch mal an der Katzentoilette bedient) 3x jährlich.
Ich weiß aus eigener Erfahrung wie es in der Realität nämlich ist.
Korrekt durchgeführte Kotuntersuchungen an drei Tagen, und das 3x jährlich, das geht sich nicht immer aus. Der Alltagsstress, und diverse andere Umstände führen da schnell dazu, dass man es mal verschiebt, oder sogar vergisst.
Da wir allerdings nichts riskieren wollen, und uns die Gesundheit unserer Tiere und natürlich auch die eigene Gesundheit sehr am Herzen liegt, wird bei uns eben regelmäßig Entwurmt – wahrscheinlich auch des Öfteren unnötig.
Mein Fazit:
Sehr viele Katzenhalter lehnen die prophylaktische Entwurmung der Katze entweder aus Angst vor irgendwelchen Nebenwirkungen für das Tier, oder aus Kostengründen ab. Sehr oft wird dann in Zusammenhang mit einer Entwurmung der Katze auch von einer Zerstörung der Darmflora gesprochen.
Dieses Argument ist jedoch wissenschaftlich nicht im Geringsten nachvollziehbar, und vollkommen irrational. Aber eben aus dieser Angst heraus riskieren viele Katzenbesitzer Ihre eigene, und sogar die Gesundheit ihrer Familienmitglieder.
Fakt ist, dass die Darmflora, egal ob Mensch oder Tier, zu 99% aus Bakterien besteht, und Bakterien von Antibiotika zerstört werden – aber nicht von einem Wurmmittel (Anthelminthika)!
Kotuntersuchungen bringen keine hundertprozentige Sicherheit – schon gar nicht, wenn sie nicht korrekt durchgeführt werden! Sie zeigen lediglich den Status am Tag der Untersuchung.
Trotz allem, sollte man bei der Entwurmung der Katze keine Zeit verlieren, da Wurmerkrankungen bei der Katze auch ziemlich schwerwiegende Folgen haben kann!
WICHTIG!
Einen wirklichen Beweis bringt nur der positive Befund! Werden in einer korrekt durchgeführten Kotuntersuchung also Wurmeier nachgewiesen, dann hat die Katze tatsächlich Würmer. Sind aber keine Wurmeier zu finden, so hat die Katze nur wahrscheinlich, aber nicht mal ansatzweise garantiert keine Würmer! Und was den Fuchsbandwurm angeht, gibt es bis Dato keine Untersuchung die einen sicheren Nachweis bringt!
Du möchtest wissen, wie oft du dein Tier entwurmen solltest?
Hier könne Sie auf der Seite der ESCCAP einen Test machen wie hoch das Ansteckungsrisiko Ihre Tieres ist.
Zum Test: Entwurmungstest ESCCAP